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Halifax,
Joan
Die andere Wirklichkeit der Schamanen.
Bern: Nietsch 1999. 326 S.
ISBN 3-929-47586-3
Joan Halifax sammelte als Medizinanthropologin weltweit Erfahrungen mit
Schamanen und Medizinmännern. Eine ausführliche Einleitung,
welche verschiedene Elemente und Rituale der schamanistischen Lehren darstellt,
bildet den Vorspann zum Hauptteil des Buches. Dieser umfaßt 37 authentische
Erfahrungsberichte von Schamanen, die aus der ganzen Welt zusammengetragen
sind. Dieses Buch stellt insofern ein Novum dar, als es sich ganz auf
die Selbstbeschreibung von Schamanen konzentriert und deshalb die Erfahrungswelt
der Schamanen ungemein nahe bringt. Dieses geglückte Buch ist schon
jetzt ein Standardwerk zum Thema. |
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Hoppal,
Mihaly
Schamanen und Schamanismus.
Augsburg: Pattloch 1994. 185 S.
ISBN 3-629-00646-9
Der Autor ist ein international führender Schamanismusexperte und
hat maßgebliche Sammelbände zum Thema ediert. Aus einem umfassenden
Wissenshorizont heraus will er das Phänomen Schamanismus "mit
objektiv ausgerichteter Wahrnehmung" wirklichkeitsbezogen und nüchtern
nahebringen. Nach einer fundierten und kritischen Einführung bietet
er dem Leser eine Sammlung von etwa 400 Fotografien und Abbildungen, die
hier fast alle erstmals veröffentlicht werden, da sie erst jüngst
geöffneten sowjetischen Archiven entstammen. Die Abbildungen sind
in wünschenswerter Ausführlichkeit kommentiert und ihre Quellen
sorgfältig nachgewiesen. Auch der gegenwärtige Schamanismus
sowjetischer Völkerschaften wird genau dokumentiert. Den Abschluß
bildet ein ausführliches Literaturverzeichnis, das auch russische
Literatur enthält.
Ein dokumentarisch hochkarätiger Band, der lediglich etwas unter
Editionsmängeln leidet. |
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Kalweit,
Holger
Die Welt der Schamanen. Traumzeit und innerer Raum.
Frankfurt/M.: Fischer 1988. 318 S.
ISBN 3-596-26575-4
Kalweit verfolgt in seinem Buch eine moderne, sogenannte "transpersonale",
Interpretation des Schamanismus. Diese nimmt den Schamanen als Mittler
zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt ernst. Die Vermittlung zwischen
beiden Sphären erreiche der Schamane durch den Vorstoß in andere
Bewußtseinsbereiche. Der Zugang zu diesen Bewußtseinsebenen
ist zwar von den Schamanen kultiviert worden, aber nach Ansicht des Autors
potentiell jedem Menschen möglich und nützlich. In diesem Sinne
werden vom Autor einerseits Ergebnisse der Bewußtseinsforschung
eingearbeitet, andererseits die Einsichten der Schamanen für Psychologie
und Selbstverständnis des Menschen fruchtbar gemacht. Die etwas akademisch
gehaltene Abhandlung kann Wesentliches zu einem modernen Verständnis
des Schamanismus beitragen. |
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Kalweit,
Holger
Urheiler, Medizinleute und Schamanen. Lehren aus der archaischen Lebenstherapie.
München: Kösel 1987. 294 S.
ISBN 3-4465-34169-8
Hatte Kalweits erstes Buch (siehe oben) noch vielversprechende neue Zugangswege
und Interpretationen geliefert, so versteigt er sich hier zu einer ideologischen
Aufmöbelung des Schamanen als dem "Naturmenschen" schlechthin.
Zitat: "...westliche Psychotherapie, was kommt dabei heraus? Verweichlichte
Gefühlsmenschen, introspektive Gelehrte, sensible Ästheten!
Der Schamane aber ist Naturmensch, unzivilisiert, brutal gegen sich selbst,
oft hart im Umgang, gefühllos mit seinen Schülern...".
Konnte sein erstes Buch als Durchbruch gelten, so ist hier nur noch Ideologie
geblieben. |
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Kuper,
Michael (Hrsg.)
Hungrige Geister und rastlose Seelen. Texte zur Schamanismusforschung.
Berlin: Reimer 1991. 213 S.
ISBN 3-496-00493-2
Dieser Sammelband vereint neun kompetente Beiträge von vorwiegend
deutschen Ethnologen zu verschiedenen Aspekten des Schamanismus. Nach
einem einführenden Referat "Zur Faszination des Schamanismus"
folgt ein Beitrag über "Die soziale Bindung des sibirischen
Schamanen". Drei explizit ethnologische Beiträge über den
Schamanismus der Samen, die magische Schamanentrommel und eine phänomenologische
Betrachtung psychosozialer Aspekte des nepalesischen Schamanismus bilden
den Mittelteil des Buches. Eine Studie über "Fremdheit und Sozialisation
im Schamanentum" und eine weitere über "Schamanistisches
Sein als dialektischen Modus" bilden die theoretischen Schlußkapitel
des Buches. Die relativ kurzen Beiträge sind vor allem für Ethnologen
von Interesse, könnten aber auch neugierigen fachfremden Lesern einen
realistischeren Blickwinkel auf den Schamanismus vermitteln. |
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Lommel, Andreas
Schamanen und Medizinmänner. Magie und Mystik früher Kulturen.
München: Callwey. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 1980.
235 S.
ISBN 3-7667-0507-5
Soll man dieses klassische Werk zum Schamanismus rezensieren, so wird
man zu einer Lobeshymne verleitet. Es handelt sich um eine sehr gute und
an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierte, trotzdem allgemeinverständliche
Darstellung der sozialen Stellung, Persönlichkeit und des Wirkungsfeldes
der Schamanen. Die Darstellung schildert Jagdzauber und religiöse
Funktionen des Schamanen gut und umfassend. Dazu kommt das hervorragend
aufbereitete Bildmaterial, welches besonders den künstlerischen Aspekt
betonen kann. Auch die ekstatischen Zustände der Schamanen werden
adäquat an Beispielen geschildert und souverän in ihrer Bedeutung
eingeschätzt. Frei von esoterischer Spekulation und Wunschdenken,
wird vom Autor ein ganzheitliches Verständnis nicht nur angestrebt,
sondern durch eine kompetente Integration der Erkenntnisse auch realisiert.
Nach wie vor die beste Überblicksdarstellung des Schamanentums. |
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Nicholson,
Shirley (Hrsg.)
Shamanism. An expanded View of Reality.
Wheaton, ILL: Theosopical Publishing House 1987. 402 S.
ISBN 0835606171
Diese Aufsatzsammlung bietet einen guten Querschnitt durch die heutige
wissenschaftliche Schamanismusforschung in Amerika. Zu den Autoren gehören
so anerkannte Autoritäten wie Mircea Eliade, Jean Houston, Michael
Harner, Joan Halifax und Ralph Metzner. Untergliedert in mehrere Kapitel,
wird das Phänomen Schamanismus unter psychologischen, religiösen,
ethnologischen und parapsychologischen Gesichtspunkten angegangen. Die
Aufsätze sind übersichtlich geordnet und können auch einzeln
gelesen werden. |
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Ohlmarks, Ake
Studien zum Problem des Schamanismus.
Lund/Kopenhagen: Gleerup/Munksgaard 1939. 389 S.
Die hier gesammelt vorgelegten Studien sind wirklich umfassend. Der Ansatz
des Autors bedient sich einer vergleichenden ethnographischen Betrachtungsweise
aufgrund eines vertieften Studiums der umfangreichen Literatur zum Schamanismus
der östlichen Hemisphäre. Sein Grundverständnis des Schamanismus
ist vom religionspsychologischen Ansatz inspiriert. Bei der Erschließung
der Quellen ist er mit großer Gründlichkeit vorgegangen. Die
besonderen Zielsetzungen seiner Arbeit sind:
1. Aufzeigen des Unterschiedes zwischen dem Schamanismus der nördlichen
Region und demjenigen der südlichen Region,
2. eine Erläuterung des "Problems der Hilfsgeister" und
3. eine Erläuterung der Stellung der Frau im Schamanismus.
Besonders hinzuweisen ist auf die detaillierten Darstellungen der Handlungssequenzen
und Struktur schamanistischer Seancen und die gute Darstellung des Narkotika-Gebrauches
in diesem Rahmen.
Es handelt sich um eine sehr gründliche und gelungene vergleichende
Untersuchung zum Schamanismus der östlichen Hemisphäre, die
auch psychologische Aspekte zur Geltung bringt. Allerdings erscheinen
einige Interpretationen des Autors aus heutiger Perspektive revisionsbedürftig. |
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Schenk,
Amelie
Was ist Schamanentum?
Löhrbach: Werner Pieper's MedienXperimente. O. J. 31 S.
ISBN 3-925817-92-1
Kaum zu glauben, aber es gibt sie: Eine kurze prägnante Einführung
in den Schamanismus durch eine wahre Fachfrau. Die Ethnologin und Literaturwissenschaftlerin
Schenk "lebte jahrelang in der Gegenwart verschiedener Schamanen"
und erwarb sich so die Kenntnis, um in dieser Broschüre gleichermaßen
eloquent wie sachverständig über alle wichtigen Aspekte des
Schamanentums zu referieren.
Spezifische Weltsicht, Berufung und Ausbildung der Schamanen sind genauso
Themen wie veränderte Bewußtseinszustände und Wirkfaktoren
schamanistischer Rituale. In einer Schlußbetrachtung erläutert
die Autorin ihre Sicht auf die Zusammenhänge von "schamanistischem
Bewußtsein" und westlichem Geist.
Die beste kurzgefaßte Einführung in den Schamanismus. |
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Stolz,
Alfred
Schamanen. Ekstase und Jenseitssymbolik.
Köln: DuMont 1988. 216 S.
ISBN 3-7701-1894-4
Dem Ethnologen Stolz geht es in seinem Buch weder um eine religionswissenschaftliche
noch um eine ethnologische Analyse, sondern um eine "schlichte Darstellung"
der Grundzüge des Schamanismus. Außerdem soll die Vielgestaltigkeit
seiner Äußerungsformen unter besonderer Berücksichtigung
der künstlerischen Leistungen des Schamanen (Tracht, Ausrüstung,
Ausdrucksmittel) vorgeführt werden.
An erster Stelle liefert der Autor Eckdaten bezüglich Begriffsbestimmung,
Phänomenologie, geographischer Verbreitung und Entstehung des Schamanentums.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt aber eindeutig auf dem künstlerischen
Aspekt. Dieser wird im umfangreichen 3. Kapitel anhand der Ausrüstung
des Schamanen (Tracht, Trommel, Puppen, Holzwerkzeuge und sonstige Instrumente)
genauer erläutert. Die kompetenten Erörterungen werden von umfangreichem
gutem Bildmaterial begleitet und sind für Künstler von Interesse.
Insgesamt eine sachliche und kompetente Darstellung, die ohne Schnörkel
die wichtigsten Informationen zum Schamanismus zusammenbringt und auch gut
als Einführung dienen kann |
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Tedlock,
Dennis/Barbara Tedlock (Hrsg.)
Über den Rand des tiefen Canyon. Lehren der indianischen Schamanen.
München: Diederichs 8. Auflage 1994. 240 S.
ISBN 3-424-00577-0
Dieser kleine Sammelband vereinigt Aufsätze von Autoren aus verschiedenen
Disziplinen. Im ersten der beiden Teile des Buches werden die Initiationswege
verschiedener schamanistischer Traditionen von kompetenten Fachleuten beschrieben.
Die Aufsätze haben dabei weniger einen wissenschaftlichen Anspruch,
sondern wollen dem Leser einen Einblick in die Erlebniswelt der Schamanen
geben. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Weltanschauungen verschiedener
Indianerstämme. Diese Vorstellungen werden zwar nur in Umrissen skizziert,
bieten aber interessante Anregungen. Ein lesbares Buch, das vor allem esoterisch
interessierte Leser ansprechen dürfte. |
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Vitebsley,
Piers
Schamanismus. Reisen der Seele, Magische Kräfte, Ekstase und Heilung.
München: Knaur 1998. 183 S.
ISBN 3-426-66408-9
Der vielfältig und farbig illustrierte Band bietet eine überblicksartige
Darstellung zum Schamanismus. Diese ist international orientiert und sowohl
als Einführung als auch zur Vertiefung einzelner Aspekte des Schamanismus
geeignet. Interessant ist der Ansatz des Autors, die Beziehungen von geographisch-klimatischen
Regionen und den Weltanschauungen bzw. dem Schamanismus der dort lebenden
Völker aufzuzeigen. Nach Weltanschauungen und Initiation der Schamanen
werden deren zentrale Aussagen dargestellt. Die Darstellungen des Autors
sind sachgemäß, die ausführlichen Kommentare zu vielen Abbildungen
eine Bereicherung. Die große Bedeutung veränderter Bewußtseinszustände
für den Schamanismus ist an vielen Beispielen eingängig dargestellt.
Eine sehr dichte Darstellung, die viele Aspekte beschreibt und das Thema
in lebendiger Weise popularisiert. |
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