Allgemeine Darstellungen
 

Eliade, Mircea
Schamanismus und archaische Ekstasetechnik.

Frankfurt/M.: Suhrkamp 1975. 500 S.
ISBN 3-5128-07726-X
Das Buch von Eliade gilt als das maßgebliche Referenzwerk zum Thema. Es bringt einen religionsgeschichtlich-ethnographischen Überblick über den Schamanismus und seine Verbreitung auf allen Kontinenten. Es ist in mehrere themenbezogene Kapitel, wie zum Beispiel Rekrutierung, Initiation, Kosmologie usw. untergliedert und behandelt diese Themenkomplexe aus vergleichend-religionswissenschaftlicher Perspektive. Außerdem konzentrieren sich einzelne Kapitel auf den Schamanismus bestimmter geographischer Regionen. Etwas problematisch erscheint das ausschließlich von außen beschreibende Vorgehen, welches doch oberflächlich wirkt. Das Buch ist trotz teilweise trocken wirkender Darstellungsweise und einer in Aspekten überholten Auffassung des Schamanismus nach wie vor ein Standardwerk.

Findeisen, Hans/Heino Gehrts
Die Schamanen. Jagdhelfer und Ratgeber, Seelenfahrer, Künder und Heiler.

München: Diederichs 1989. 2. erweiterte Auflage. 272 S.
ISBN 3-424-00747-1
Das klassische Werk von Findeisen über den sibirischen Schamanismus erscheint hier nunmehr in der 2. Auflage. Die Ausgabe wurde um neues Material und einige Abbildungen erweitert. Die Darstellung ist an eigenen Feldforschungen in Sibirien und damit an der Lebenswirklichkeit der betreffenden Menschen orientiert. Der größte Teil des Buches ist dem Schamanen und seiner Initiation gewidmet. Diese wird in verständlicher und authentischer Weise in ihren einzelnen Abläufen geschildert. Ein neu hinzugekommener Teil bringt Material zu einigen speziellen Vorstellungskomplexen des sibirischen Schamanismus. Das Buch ist, neben dem Werk von Nioradze, das zweite Standardwerk zum sibirischen Schamanismus.

 

Goodman, Felicitas D.
Die andere Wirklichkeit. Über das Religiöse in den Kulturen der Welt.
München: Trickster 1994. 208 S.
ISBN 3-923804-61
Die Autorin dieser sich im Bereich von akademischer Abhandlung und populärer Wissenschaft entfaltenden Abhandlung lehrte Anthropologie an einer amerikanischen Universität. Sie möchte religiöses Verhalten und Erleben nicht nur historisch verstehen, sondern an den heute noch lebendigen Traditionen studieren. Die Scheidung von "primitiven" und "Kultur"-Religionen soll überschritten werden. Sie sei erst durch die fehlerhafte Anwendung der Darwinschen Evolutionstheorie auf kulturelle Erscheinungen zustandegekommen.
Mit einer Tendenz zur Polemik zeigt die Autorin Verkürzungen durch die gängigen Verstehensansätze und plädiert für eine interdisziplinäre Betrachtungsweise. Für sie stellt sich das religiöse Erlebnis (d. i. die religiöse Trance) als Kern aller Religionen dar. In diesem Sinne zeichnet sie aus anthropologischer Perspektive die Ursprünge der Religion bei Jägern, Sammlern, Ackerbauern und anderen nach. Auch die schamanische Tätigkeit nimmt dabei breiten Raum ein.

Halifax, Joan
Schamanen, Zauberer, Medizinmänner, Heiler.

Frankfurt/M. 1983. 96 S. (Großformat).
ISBN 3-458-14077-8
Dieser Band bietet eine gut strukturierte und verständlich geschriebene Darstellung des Schamanen und seines Wirkens. Dem einleitenden Teil folgt ein an Themenkomplexen des Schamanismus orientierter Bildteil, welcher ausführlich kommentiert ist. Es wird auch auf Gemeinsamkeiten des Schamanismus in aller Welt eingegangen. Sehr empfehlenswerte Einführung mit gutem Bildmaterial.

 

Halifax, Joan
Die andere Wirklichkeit der Schamanen.

Bern: Nietsch 1999. 326 S.
ISBN 3-929-47586-3
Joan Halifax sammelte als Medizinanthropologin weltweit Erfahrungen mit Schamanen und Medizinmännern. Eine ausführliche Einleitung, welche verschiedene Elemente und Rituale der schamanistischen Lehren darstellt, bildet den Vorspann zum Hauptteil des Buches. Dieser umfaßt 37 authentische Erfahrungsberichte von Schamanen, die aus der ganzen Welt zusammengetragen sind. Dieses Buch stellt insofern ein Novum dar, als es sich ganz auf die Selbstbeschreibung von Schamanen konzentriert und deshalb die Erfahrungswelt der Schamanen ungemein nahe bringt. Dieses geglückte Buch ist schon jetzt ein Standardwerk zum Thema.

 
 

Hoppal, Mihaly
Schamanen und Schamanismus.

Augsburg: Pattloch 1994. 185 S.
ISBN 3-629-00646-9
Der Autor ist ein international führender Schamanismusexperte und hat maßgebliche Sammelbände zum Thema ediert. Aus einem umfassenden Wissenshorizont heraus will er das Phänomen Schamanismus "mit objektiv ausgerichteter Wahrnehmung" wirklichkeitsbezogen und nüchtern nahebringen. Nach einer fundierten und kritischen Einführung bietet er dem Leser eine Sammlung von etwa 400 Fotografien und Abbildungen, die hier fast alle erstmals veröffentlicht werden, da sie erst jüngst geöffneten sowjetischen Archiven entstammen. Die Abbildungen sind in wünschenswerter Ausführlichkeit kommentiert und ihre Quellen sorgfältig nachgewiesen. Auch der gegenwärtige Schamanismus sowjetischer Völkerschaften wird genau dokumentiert. Den Abschluß bildet ein ausführliches Literaturverzeichnis, das auch russische Literatur enthält.
Ein dokumentarisch hochkarätiger Band, der lediglich etwas unter Editionsmängeln leidet.

 
 

Kalweit, Holger
Die Welt der Schamanen. Traumzeit und innerer Raum.

Frankfurt/M.: Fischer 1988. 318 S.
ISBN 3-596-26575-4
Kalweit verfolgt in seinem Buch eine moderne, sogenannte "transpersonale", Interpretation des Schamanismus. Diese nimmt den Schamanen als Mittler zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt ernst. Die Vermittlung zwischen beiden Sphären erreiche der Schamane durch den Vorstoß in andere Bewußtseinsbereiche. Der Zugang zu diesen Bewußtseinsebenen ist zwar von den Schamanen kultiviert worden, aber nach Ansicht des Autors potentiell jedem Menschen möglich und nützlich. In diesem Sinne werden vom Autor einerseits Ergebnisse der Bewußtseinsforschung eingearbeitet, andererseits die Einsichten der Schamanen für Psychologie und Selbstverständnis des Menschen fruchtbar gemacht. Die etwas akademisch gehaltene Abhandlung kann Wesentliches zu einem modernen Verständnis des Schamanismus beitragen.

 
 

Kalweit, Holger
Urheiler, Medizinleute und Schamanen. Lehren aus der archaischen Lebenstherapie.
München: Kösel 1987. 294 S.
ISBN 3-4465-34169-8
Hatte Kalweits erstes Buch (siehe oben) noch vielversprechende neue Zugangswege und Interpretationen geliefert, so versteigt er sich hier zu einer ideologischen Aufmöbelung des Schamanen als dem "Naturmenschen" schlechthin. Zitat: "...westliche Psychotherapie, was kommt dabei heraus? Verweichlichte Gefühlsmenschen, introspektive Gelehrte, sensible Ästheten! Der Schamane aber ist Naturmensch, unzivilisiert, brutal gegen sich selbst, oft hart im Umgang, gefühllos mit seinen Schülern...".
Konnte sein erstes Buch als Durchbruch gelten, so ist hier nur noch Ideologie geblieben.

 

Kuper, Michael (Hrsg.)
Hungrige Geister und rastlose Seelen. Texte zur Schamanismusforschung.

Berlin: Reimer 1991. 213 S.
ISBN 3-496-00493-2
Dieser Sammelband vereint neun kompetente Beiträge von vorwiegend deutschen Ethnologen zu verschiedenen Aspekten des Schamanismus. Nach einem einführenden Referat "Zur Faszination des Schamanismus" folgt ein Beitrag über "Die soziale Bindung des sibirischen Schamanen". Drei explizit ethnologische Beiträge über den Schamanismus der Samen, die magische Schamanentrommel und eine phänomenologische Betrachtung psychosozialer Aspekte des nepalesischen Schamanismus bilden den Mittelteil des Buches. Eine Studie über "Fremdheit und Sozialisation im Schamanentum" und eine weitere über "Schamanistisches Sein als dialektischen Modus" bilden die theoretischen Schlußkapitel des Buches. Die relativ kurzen Beiträge sind vor allem für Ethnologen von Interesse, könnten aber auch neugierigen fachfremden Lesern einen realistischeren Blickwinkel auf den Schamanismus vermitteln.

 

Lommel, Andreas
Schamanen und Medizinmänner. Magie und Mystik früher Kulturen.
München: Callwey. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 1980. 235 S.
ISBN 3-7667-0507-5
Soll man dieses klassische Werk zum Schamanismus rezensieren, so wird man zu einer Lobeshymne verleitet. Es handelt sich um eine sehr gute und an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierte, trotzdem allgemeinverständliche Darstellung der sozialen Stellung, Persönlichkeit und des Wirkungsfeldes der Schamanen. Die Darstellung schildert Jagdzauber und religiöse Funktionen des Schamanen gut und umfassend. Dazu kommt das hervorragend aufbereitete Bildmaterial, welches besonders den künstlerischen Aspekt betonen kann. Auch die ekstatischen Zustände der Schamanen werden adäquat an Beispielen geschildert und souverän in ihrer Bedeutung eingeschätzt. Frei von esoterischer Spekulation und Wunschdenken, wird vom Autor ein ganzheitliches Verständnis nicht nur angestrebt, sondern durch eine kompetente Integration der Erkenntnisse auch realisiert. Nach wie vor die beste Überblicksdarstellung des Schamanentums.

 

Nicholson, Shirley (Hrsg.)
Shamanism. An expanded View of Reality.

Wheaton, ILL: Theosopical Publishing House 1987. 402 S.
ISBN 0835606171
Diese Aufsatzsammlung bietet einen guten Querschnitt durch die heutige wissenschaftliche Schamanismusforschung in Amerika. Zu den Autoren gehören so anerkannte Autoritäten wie Mircea Eliade, Jean Houston, Michael Harner, Joan Halifax und Ralph Metzner. Untergliedert in mehrere Kapitel, wird das Phänomen Schamanismus unter psychologischen, religiösen, ethnologischen und parapsychologischen Gesichtspunkten angegangen. Die Aufsätze sind übersichtlich geordnet und können auch einzeln gelesen werden.

 

Ohlmarks, Ake
Studien zum Problem des Schamanismus.
Lund/Kopenhagen: Gleerup/Munksgaard 1939. 389 S.
Die hier gesammelt vorgelegten Studien sind wirklich umfassend. Der Ansatz des Autors bedient sich einer vergleichenden ethnographischen Betrachtungsweise aufgrund eines vertieften Studiums der umfangreichen Literatur zum Schamanismus der östlichen Hemisphäre. Sein Grundverständnis des Schamanismus ist vom religionspsychologischen Ansatz inspiriert. Bei der Erschließung der Quellen ist er mit großer Gründlichkeit vorgegangen. Die besonderen Zielsetzungen seiner Arbeit sind:
1. Aufzeigen des Unterschiedes zwischen dem Schamanismus der nördlichen Region und demjenigen der südlichen Region,
2. eine Erläuterung des "Problems der Hilfsgeister" und
3. eine Erläuterung der Stellung der Frau im Schamanismus.
Besonders hinzuweisen ist auf die detaillierten Darstellungen der Handlungssequenzen und Struktur schamanistischer Seancen und die gute Darstellung des Narkotika-Gebrauches in diesem Rahmen.
Es handelt sich um eine sehr gründliche und gelungene vergleichende Untersuchung zum Schamanismus der östlichen Hemisphäre, die auch psychologische Aspekte zur Geltung bringt. Allerdings erscheinen einige Interpretationen des Autors aus heutiger Perspektive revisionsbedürftig.

 
 

Schenk, Amelie
Was ist Schamanentum?
Löhrbach: Werner Pieper's MedienXperimente. O. J. 31 S.
ISBN 3-925817-92-1
Kaum zu glauben, aber es gibt sie: Eine kurze prägnante Einführung in den Schamanismus durch eine wahre Fachfrau. Die Ethnologin und Literaturwissenschaftlerin Schenk "lebte jahrelang in der Gegenwart verschiedener Schamanen" und erwarb sich so die Kenntnis, um in dieser Broschüre gleichermaßen eloquent wie sachverständig über alle wichtigen Aspekte des Schamanentums zu referieren.
Spezifische Weltsicht, Berufung und Ausbildung der Schamanen sind genauso Themen wie veränderte Bewußtseinszustände und Wirkfaktoren schamanistischer Rituale. In einer Schlußbetrachtung erläutert die Autorin ihre Sicht auf die Zusammenhänge von "schamanistischem Bewußtsein" und westlichem Geist.
Die beste kurzgefaßte Einführung in den Schamanismus.

 
Stolz, Alfred
Schamanen. Ekstase und Jenseitssymbolik.

Köln: DuMont 1988. 216 S.
ISBN 3-7701-1894-4
Dem Ethnologen Stolz geht es in seinem Buch weder um eine religionswissenschaftliche noch um eine ethnologische Analyse, sondern um eine "schlichte Darstellung" der Grundzüge des Schamanismus. Außerdem soll die Vielgestaltigkeit seiner Äußerungsformen unter besonderer Berücksichtigung der künstlerischen Leistungen des Schamanen (Tracht, Ausrüstung, Ausdrucksmittel) vorgeführt werden.
An erster Stelle liefert der Autor Eckdaten bezüglich Begriffsbestimmung, Phänomenologie, geographischer Verbreitung und Entstehung des Schamanentums.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt aber eindeutig auf dem künstlerischen Aspekt. Dieser wird im umfangreichen 3. Kapitel anhand der Ausrüstung des Schamanen (Tracht, Trommel, Puppen, Holzwerkzeuge und sonstige Instrumente) genauer erläutert. Die kompetenten Erörterungen werden von umfangreichem gutem Bildmaterial begleitet und sind für Künstler von Interesse.
Insgesamt eine sachliche und kompetente Darstellung, die ohne Schnörkel die wichtigsten Informationen zum Schamanismus zusammenbringt und auch gut als Einführung dienen kann
 
Tedlock, Dennis/Barbara Tedlock (Hrsg.)
Über den Rand des tiefen Canyon. Lehren der indianischen Schamanen.

München: Diederichs 8. Auflage 1994. 240 S.
ISBN 3-424-00577-0
Dieser kleine Sammelband vereinigt Aufsätze von Autoren aus verschiedenen Disziplinen. Im ersten der beiden Teile des Buches werden die Initiationswege verschiedener schamanistischer Traditionen von kompetenten Fachleuten beschrieben. Die Aufsätze haben dabei weniger einen wissenschaftlichen Anspruch, sondern wollen dem Leser einen Einblick in die Erlebniswelt der Schamanen geben. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Weltanschauungen verschiedener Indianerstämme. Diese Vorstellungen werden zwar nur in Umrissen skizziert, bieten aber interessante Anregungen. Ein lesbares Buch, das vor allem esoterisch interessierte Leser ansprechen dürfte.
 
Vitebsley, Piers
Schamanismus. Reisen der Seele, Magische Kräfte, Ekstase und Heilung.

München: Knaur 1998. 183 S.
ISBN 3-426-66408-9
Der vielfältig und farbig illustrierte Band bietet eine überblicksartige Darstellung zum Schamanismus. Diese ist international orientiert und sowohl als Einführung als auch zur Vertiefung einzelner Aspekte des Schamanismus geeignet. Interessant ist der Ansatz des Autors, die Beziehungen von geographisch-klimatischen Regionen und den Weltanschauungen bzw. dem Schamanismus der dort lebenden Völker aufzuzeigen. Nach Weltanschauungen und Initiation der Schamanen werden deren zentrale Aussagen dargestellt. Die Darstellungen des Autors sind sachgemäß, die ausführlichen Kommentare zu vielen Abbildungen eine Bereicherung. Die große Bedeutung veränderter Bewußtseinszustände für den Schamanismus ist an vielen Beispielen eingängig dargestellt.
Eine sehr dichte Darstellung, die viele Aspekte beschreibt und das Thema in lebendiger Weise popularisiert.
 

© Torsten Passie 2005
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